So, nach langer Zeit endlich wieder mal ein Post von uns. Nach unserem Zwischenstopp in Vietnam hatten wir super viel Action, Erlebnisse und waren mit unserem Schrittzähler täglich schon am Mittag fünfstellig unterwegs. Wir hatten inzwischen Zeit diese Erlebnisse zu verarbeiten und freuen uns einige Geschichten mit euch zu teilen! Wir starten erstmal mit einem generellen Überblick und unserem ersten Eindruck von Korea.
Erster Eindruck von Korea
Unsere Zeit in Korea beginnt an dem sehr gut organisierten Flughafen von Seoul. Alles ist gut strukturiert und pingelig sauber. Schon am Flughafen merkt man, dass das ein Land sein könnte, in dem man nicht mehr allzu große Angst vor Eiswürfeln im Getränk zu haben braucht. Wir haben uns lange auf Korea gefreut und sind schon extrem gespannt auf die nächsten 4 Wochen. Wir sprechen im Beitrag immer von Korea, damit ist natürlich Südkorea gemeint.
Bis auf koreanische Popkultur wussten wir nicht wirklich viel über das Land. Vielleicht geht es dem einen oder anderen auch so. Bevor wir von unserer Reise erzählen, nehmen wir uns deshalb erstmal die Zeit einen Gesamtblick auf das Land, die Menschen und die Kultur zu werfen. Wir starten einfach mal mit ein paar Fun Facts zu Südkorea, die wir auf der Reise erfahren haben:
- Seoul, die Hauptstadt Südkoreas, beheimatet mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung des Landes!
- Koreaner sagen „Kimchi“ statt „Cheese“, als Aufforderung, um bei Fotos zu lächeln. Kimchi ist fermentierter, leicht scharfer Kohl und das Geheimnis für ein langes Leben und eine kleine Portion gibt‘s zu jedem koreanischen Essen dazu!
- Neben russischen Vodka ist der koreanische Reisschnaps Soju (19,5 % Alc.) der meistverkaufte Alkohol weltweit! Geschmacklich hätten wir Soju als eine leichtere Variante von Vodka beschrieben. Eine ganze Flasche gibt’s hier schon für ca. 2€!
- Südkorea hat das weltweit schnellste Internet, mit einer durchschnittlichen mobilen Downloadgeschwindigkeit von 121 Mbps. (haben wir leider nicht viel von mitbekommen :D)


Von eindrücken überfahren
Die Sicherheitsstandards sind mit Deutschland vergleichbar – tendenziell aber noch sicherer, da man überall, 24/7 mit CCTV überwacht wird und Behörden nicht zurückschrecken auch bei kleinen Verbrechen mit Bildern öffentlich nach Personen zu fahnden. In Cafés lassen die Leute oft Laptop, Handy und Geldbeutel auf dem Tisch liegen, wenn sie auf die Toilette gehen. Sicherlich passiert auch hier mal Diebstahl, generell wird im Land aber sehr strikt für Sicherheit gesorgt. So fleißig Bildmaterial von den Straßen gesammelt wird, so wenig wird es der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Wir haben schnell festgestellt, dass Google Maps hier nicht wirklich funktioniert. Wegen Sicherheitsbedenken (u.a. gegenüber Nordkorea) hat Südkorea kein detailliertes Kartenmaterial freigegeben. Bus- und Bahnverbindungen konnten wir über Google Maps herausfinden, Fußwege werden aber nicht angezeigt. Als Alternative kann man die koreanische App ‚Naver‘ nutzen, damit kommt man ziemlich gut zurecht.
Unsere größte Hürde bei der Reise durch Korea war die hohe Sprachbarriere. Die wenigsten Koreaner sprechen Englisch oder möchten Englisch sprechen. Zusätzlich kann man absolut nichts lesen, weil alles in Hangul, koreanischen Schriftzeichen, geschrieben ist. In anderen Ländern konnte man sich Begriffe merken und diese an Schildern wiederfinden – hier war das absolut nicht möglich. Der einzige Grund, warum wir Geschäfte überhaupt auseinanderhalten konnten, waren Übersetzungs-Apps, um Schilder, Speisekarten und Co. in Echtzeit zu übersetzen. Auch Gespräche waren über die Apps (ein wenig) einfacher. Für die Übersetzung ins Koreanische empfehlen wir aber die App ‚Papago‘. Eine Übersetzung mit Google Translate hat meistens einfach nur zu verwirrten Blicken geführt.



Um die Apps nutzen zu können braucht man allerdings unterwegs Internet. Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass SIM-Karten am Flughafen immer teurer sind, also wollten wir diese erst in der Stadt besorgen. In einer Hightech Stadt wie Seoul sollte das ja kein Problem sein – dachten wir.
Da haben wir uns getäuscht. Fast alle Mobilfunkgeschäfte waren völlig überfragt und verweisen auf den Flughafen. Auch unsere Online-Recherche hat ergeben, dass SIM-Karten wohl fast nur am Flughafen zu kriegen sind. Als wir nach einer Woche schon fast aufgegeben hatten (der Flughafen war ziemlich weit weg von unserer Unterkunft) haben wir tatsächlich einen Laden gefunden, der uns eine SIM-Karte verkaufen konnte. Das connecten über Coffeeshops und Public WIFI hatte endlich ein Ende. In ganz Seoul gibt es zwar öffentliche WIFI Netze, diese funktionieren aber meist nur in Bussen ohne Probleme.
So sauber wie es am Flughafen war, so sauber war es auch in ganz Seoul. Die Stadt ist super clean. Umso verwunderter waren wir, dass man fast nirgendwo Mülleimer sieht. Wir können kaum zählen wie viele Kilometer wir schon leere Kaffeebecher durch die Gegend getragen haben, bis wir mal einen gefunden haben. In Korea wird insgesamt super viel Wert auf Hygiene und Sauberkeit gelegt, in den Häusern werden keine Schuhe getragen und überall bekommt man Schlappen angeboten.


Generell sind wir auf sehr viele Regeln gestoßen. In Cafés, Shops, im Nahverkehr, auf Straßen, auf Info-Screens, … Für jede Situation gibt es Verhaltensregeln. Sogar beim ausgelassenen Trinken von Soju gibt es Regeln, die eingehalten werden müssen.
- Trinkspruch vor dem Trinken.
- Älteren zuerst einschenken.
- Beide Hände beim Einschenken und Annehmen nutzen.
- Anderen immer zuerst einschenken, niemals sich selbst.
- Erstes Glas in einem Zug leeren.
- Bei Anwesenheit von Älteren beim Trinken den Kopf wegdrehen und nicht in die Augen schauen.
- Immer Snacks oder eine Mahlzeit auf dem Tisch stehen haben.
- Immer darauf achten, dass die Gläser der Mittrinker gefüllt sind.
- Höflich ablehnen, wenn du nicht mehr möchtest (oder nicht mehr kannst).
Wir hatten das Gefühl, dass sich Koreaner strikt an die vorgegebenen Regeln gehalten haben. Generell haben wir die Menschen die uns begegnet sind als eher zurückhaltend und ruhig wahrgenommen. Emotionen werden in der Öffentlichkeit kontrolliert. Lautes Lachen wird als unangebracht und bei Frauen als wenig damenhaft betrachtet, haben wir erfahren. Deshalb wird manchmal beim Lachen auch die Hand vor den Mund gehalten. Diese Standards halten sich aber eher noch in älteren Generationen. In Cafés, Restaurants oder Bus und Bahn wurde kaum oder sehr leise gesprochen, um niemanden zu stören. Dementsprechend sind wir nicht wirklich mit Koreanern in Kontakt gekommen. Auch unser AirBnB-Host war eher zurückhaltend. Er hat sich zwar mit uns unterhalten, jedoch immer mit gewisser Distanz und nur relativ kurz und knapp. Wenn man die Kultur nicht gewöhnt ist, fühlt es sich im ersten Moment so an, nicht wirklich willkommen zu sein. Ziemlich schade, weil wir gehofft hatten, über Einheimische ein bisschen was über das Land und das Leben aus erster Hand erfahren zu können und vielleicht ein paar gute Tipps abzugreifen. Viele Orga-Themen wären sicherlich auch einfacher, wenn die Kombination aus Zurückhaltung und Sprachbarriere nicht wären. Oft haben wir versucht die einfachsten Dinge zu organisieren und sind gegen eine Wand gelaufen. Aufgaben wie einen Visa-kompatiblen Geldautomaten, ein Bus-Terminal oder ähnliches zu finden werden auf einmal zu Hürden, bei denen auch die Apps keine große Hilfe sind. Bei Rückfragen an Einheimische bekamen wir meistens nur eine Geste mit den Armen, bei der die Unterarme überkreuzt und zu einem großen X geformt werden, was soviel wie „nein“ oder „keine Ahnung“ heißt. An manchen Tagen waren wir ziemlich frustriert und haben uns die Gili-Inseln zurückgewünscht.
Generell wird in der koreanischen Kultur viel mit Gesten gearbeitet. Sie geben und nehmen Dinge z.B. immer mit zwei Händen. Wenn man etwas nur mit einer Hand geben kann, berührt die zweite Hand den Arm, um Respekt zu zeigen.
In einem traditionellen Dorf haben wir einen gravierten Stein von 1994 gefunden, auf dem geschrieben stand, dass Korea zukünftig einen starken technologischen Aufschwung erleben und eine führende Rolle in der Technologiebrache übernehmen möchte. Tatsächlich hat Südkorea seitdem erheblichen Aufschwung mit Marktführern wie z.B. Samsung und Hyundai erlebt. Es wird auch daran gearbeitet das Standing in der Welt zu gewinnen. Das Phänomen heißt Hallyu und wird als „koreanische Welle“ übersetzt. Mit Samsung, K-Pop, K-Cinema wie Squid Game oder Parasite, Korean Skincare und dem Kimchi-Hype haben sie ja schon ziemliche Spuren in der westlichen Welt hinterlassen.
K-Beauty
Korea ist berühmt für seine Skincare. Und tatsächlich gibt es Skincare-Stores wie Sand am Meer mit massenweise Auswahl. Viele Marken haben eigene Läden, es gibt aber auch einige Geschäfte die eine Auswahl an verschiedenen Marken anbieten. Einer der gängigsten Läden die wir besonders gut fanden war Olive Young. Hier gibt es alle möglichen Marken von Pflege, Sonnenschutz, Haarprodukte, Make-Up und Männerpflege. Anfangs haben wir uns mit ein paar Basics eingedeckt und wir (vorallem Lara!) sind echt begeistert. Man sieht schon am nächsten Tag den „Glow“ – am Hype ist also was dran! Am Ende unserer Zeit in Korea wird es auf jeden Fall nochmal einen Großeinkauf geben.
Aus anderen asiatischen Ländern kannten wir’s schon, dass es viele ‚skin whitening’ Produkte gibt. Auch normale Nivea Cremes oder Duschgels gibt es häufig als whitening Version. Uns wurde mal erklärt, dass sehr weiße Haut ein Zeichen davon ist, dass man nicht hart körperlich in der Sonne arbeiten muss und deshalb einen gewissen Wohlstand hat. Mittlerweile ist das wahrscheinlich nur noch ein Schönheitsstandard. Hier in Korea ist uns das Thema ‚Whitening‘ besonders extrem an den Menschen aufgefallen. Viele Koreanerinnen haben extrem weiße Gesichter (aber viel dunklere Arme und Beine). Immer wieder sieht man auch Leute auf den Straßen, die Handschuhe, Hüte und Masken tragen und zusätzlich mit großem Sonnenschirm unterwegs sind damit ja kein Sonnenstrahl an die Haut gelangt.
Neben Skincare wird auch Beauty generell in Korea großgeschrieben. Südkorea gilt als eines der Länder mit den meisten Schönheitsoperationen weltweit. In manchen Bezirken von Seoul sieht man auch wirklich eine Klinik neben der anderen und Menschen mit bandagierten Gesichtern auf den Straßen gehören zum normalen Alltag.

Gemüse gibts hier nur fermentiert
Besonders an der Esskultur in Korea ist, dass es zu jedem Essen viele Beilagen gibt, die umsonst zur Hauptmahlzeit serviert werden. Zu jedem koreanischen Essen gab es Kimchi, eingelegten Rettich, Miso-Suppe und auch eine Kanne gefiltertes Wasser. Auf Kimchi, das Nationalgericht sind die Koreaner besonders stolz. Ein scharfer, fermentierter Kohl, der nicht nur als besonders gesund gilt, sondern inzwischen weltweiten Ruhm genießt. Der Hype um Kimchi hat inzwischen auch andere Teile der Welt erreicht, sodass dieses Nationalgericht Koreas global bekannt ist.
Auch BBQ-Restaurants sind hier überall zu finden. An den Tischen hier wird mit eingebautem Grill und großen Abluftrohren selbst gegrillt. Auch hier gibt es wieder unzählige Beilagen zum Fleisch kostenlos bereitgestellt. Praktisch hierbei: Die Stühle lassen sich oft öffnen, um persönliche Gegenstände und Jacken zu verstauen, damit sie nicht nach Essen riechen.
So super lecker das Essen hier auch ist. Uns fehlt jede Form von Ballaststoffen. Pflanzliche Lebensmittel besonders Obst und Gemüse sind hier unfassbar teuer. Ein Bund Trauben wird zum Beispiel für 12€ verkauft! Eine dünne Scheibe Melone wird am Streefood-Stand für 2€ verkauft.




Pro-Tipp: Wer bei Essen Geld sparen möchte, kann in jedem Convenience Store Reisecken, Gimbap (koreanisches Sushi?!) und Nudelsuppen kaufen und auch gleich dort aufwärmen/ zubereiten und essen. Das machen viele Einheimische vor allem in ihren Mittagspausen. Es gibt auch immer 1+1 oder 2+1 Angebote. Wenn man zum Beispiel eine gewisse Anzahl an Getränken oder Essen kauft, bekommt man weitere gratis dazu.



Generell sieht man in Korea jeden Tag ziemlich durchdachte und praktische Innovationen im Alltag! An regnerischen Tagen haben wir gemerkt, dass an den meisten Ampeln ein Regenschutz integriert ist. Außerdem sind LED-Signale am Boden, mit denen man direkt mitbekommt, wenn die Ampel Grün wird. Überall in Restaurants Trocknungsstationen für Regenschirme. Unter den Tischen der Restaurants findet man integrierte Besteckschubladen. Am Eingang von vielen Geschäften sind Becherhalter, in die man Getränke abstellen kann. In U-Bahn-Stationen sind Aufzüge für Fahrräder in der Treppe integriert. Unser Favorit: Becher gefüllt nur mit Eiswürfeln, mit denen man sich ein beliebiges Getränk kühlen kann. Den Komfort und die Effizienz wissen wir extrem zu schätzen!