Couple of lights: Seoul die neon stadt

Wir hatten erstmal nur 5 Nächte in Seoul gebucht um zu schauen wie uns die Stadt gefällt und einen Überblick zu kriegen. Die ersten zwei Tage haben wir allein dafür gebraucht uns zu akklimatisieren. Wie im letzten Beitrag beschrieben ist Südkorea eine ganz andere Welt und die Stadt Seoul erstmal ziemlich überwältigend.

Die Begeisterung für die Stadt kam aber relativ schnell und so haben wir um 6 Nächte verlängert. Danach sogar noch mal 3 weitere Nächte, weil wir uns einfach immer noch nicht sattgesehen hatten.

Die Suche nach einer Unterkunft war aber gar nicht so einfach. Wir wollten unsere Weiterreise spontan planen, damit wir möglichst flexibel reisen können – dann war aber alles plötzlich ziemlich teuer. Wir wussten schon, dass Korea ein teurerer Stopp auf unserer Reise werden wird aber wenn man gerade aus einem Land wie Indonesien kommt und die Preise dort gewöhnt ist, schmerzt so eine Buchung natürlich noch mal mehr. Dazu kommt, dass viele Unterkünfte nur Frauen annehmen und die Auswahl an geeigneten AirBnBs und Hostels somit noch geringer ist.

Schließlich haben wir dann aber doch noch eine Unterkunft gefunden. Auch wenn wir kleine Zimmer und Betten gewohnt waren, wurde das in in Seoul noch mal getoppt. Für Menschen in unserer Größe waren die Unterkünfte in Seoul definitiv eine neue Herausforderung. Zum Glück hatten wir nicht vor viel Zeit in unserem Zimmer zu verbringen. Immerhin hatten wir die größte Stadt Südkoreas zu erkunden. An den meisten Tagen hatten wir strahlenden Sonnenschein. Selbst an den Regentagen war es meist noch recht warm. Also stand unseren täglichen Erkundungstouren nichts im Wege.

Trotz teuren Unterkünften war Korea am Ende preislich vollkommen in Ordnung. In der vorangegangenen Planung hatten wir mit mehr Kosten für unsere Zeit hier gerechnet. Es gibt viele Restaurants in denen man relativ preisgünstig essen kann. Die Convenience Stores bieten auch einiges an Auswahl für den Snack zwischendurch und sonst konnten wir die Küchen in den Unterkünften immer mitbenutzen und etwas kochen.

Nach zwei Wochen Seoul haben wir das Gefühl immer noch nur einen Bruchteil der Stadt gesehen zu haben. Es gibt so viel zu sehen und jeder Stadtteil fühlt sich an wie eine ganz eigene Stadt. Was auf der Karte nach einer kurzen Strecke aussieht, ist mit dem Bus dann einfach mal mehr als 1,5 Stunden entfernt. Die einzelnen Stadtteile haben wir immer zu Fuß erkundet und sind jeden Tag um die 15 Kilometer gelaufen. Nach einer Woche haben wir dann gemerkt, dass wir keine 20 mehr sind und wir Sitzpausen in Cafés gebraucht haben, wenn sich die Lendenwirbelsäule beim Laufen immer öfter gemeldet hat.

Wenn wir mal nicht gelaufen sind, haben wir das öffentliche Verkehrsnetz in Seoul genutzt. Sowohl Bus und Bahn sind hier mega gut und vor allem super übersichtlich ausgebaut. Wir haben uns zurechtgefunden obwohl wir keine Hangul-Schriftzeichen lesen konnten.

In Durchsagen auf koreanisch und englisch bekommt man sogar Hinweise, mit welchem Wagen man am schnellsten in eine andere Linie umsteigen kann, ohne unnötige Laufwege zu haben. Am Bahnsteig sind Barrieren, die sich erst öffnen, wenn die Bahn schon eingefahren ist, damit keine “Unfälle” passieren können.

Was uns direkt aufgefallen ist, dass die Leute an der Bahn vor jeder Tür ganz diszipliniert in Reih und Glied anstehen und warten. Am Boden sind Pfeile integriert wo man sich aufreihen soll. Manchmal gibt es sogar extra Reihen, die nur für ältere Personen gedacht sind. Auch in der Bahn selber ist in jedem Wagen ein extra Bereich mit Sitzplätzen reserviert für ältere Menschen, verletzte Personen, Schwangere und Personen mit kleinen Kindern. Egal wie voll der Wagen ist die Plätze werden von allen konsequent freigehalten. In Deutschland würde man sich setzen und aufstehen sobald jemand den Platz benötigt. Während der Bahnfahrt sieht man kaum einen Menschen, der nicht auf sein Handy starrt und Games spielt, Online-Shoppt oder auf Social Media ist. Alle Sitzen still da und niemand unterhält sich.

Bezahlen kann man die Bahn- und Busfahrten mit der T-Money Card, einer universelle Bezahl-Karte, die man in Convenience Stores oder am Flughafen kaufen und einfach mit einem Geldbetrag aufladen kann. Sie funktioniert auch in einigen Geschäften, Cafés und Convenience Stores als Zahlungsmittel.

Während unserer Zeit in Seoul standen die Chuseok-Holidays an. Chuseok ist eine Art koreanisches Thanksgiving. Das wird fast eine ganze Woche gefeiert und viele Koreaner fahren zu ihren Familien. Einige Restaurants und Geschäfte sind geschlossen aber es finden auch viele Aktivitäten wie Paraden oder Ähnliches statt. Während der Feiertage hatte man sogar in einer Stadt wie Seoul, die sonst immer so voller Leben ist mal eine Art „Sonntagsfeeling“. Es waren weniger Leute unterwegs und alles ging irgendwie ruhiger zu. 

Wir haben uns viel treiben lassen. Meist haben wir uns einen Bezirk ausgesucht oder eine Sehenswürdigkeit und sind dann einfach drumrum losgelaufen und haben immer wieder neue coole Sachen, schöne Seitenstraßen und Gegenden entdeckt. Selbst bei Regen gibt es viel zu tun und das graue Wetter gibt der Stadt einen ganz besonderen Vibe. Besonders wenn sich die Neonreklamen der vielen Geschäfte in den Pfützen auf dem Boden spiegelt und das Licht durch den Regen gebrochen wird.

Einen der Regentage haben wir in einem extrem coolen Café verbracht. Im Peach Gray gibt es super leckere und riesige fluffy Pancakes. Die Besonderheit ist aber, dass man sich dazu noch 7 verschiedene Acrylfarben aussuchen kann, man Aquarell-Papier und Equipment bekommt und neben dem Essen ganz in Ruhe kreativ werden kann. Sehr cooles Konzept! Wir haben dort Stunden verbracht und hatten neben mehreren Kunstwerken eine richtig gute Zeit. 

In Seoul gibt es aber noch unzählige andere Themencafés. Wir sind zum Beispiel einmal an einem Gaming-Café vorbeigekommen. Das ganze Café hatte zwar eine moderne Atmosphäre auf den Tischen standen aber unzählige Retro-Konsolen. Wir haben verschiedene Konsolen und Spiele getestet und nebenbei noch leckeren Pfirsichkuchen gegessen. Sonst gibt es aber auch noch viel mehr Themencafés mit Tiermottos (Hund, Katze, Schwein, etc.) oder aber ein Poop-Café. Man hat dauernd ein neues entdeckt.

Neben zahlreichen Cafés findet man in Seoul aber auch unzählige Malls, Skincare Läden und einige Museen. Immer wieder sieht man in der Stadt auch kleine Tempelanlagen, die einen krassen Kontrast zu den Wolkenkratzern, die rundherum in die Luft ragen, bilden.

In Seoul hat man auch immer Amerika-Shops gesehen, in denen klassische Marken aus Amerika verkauft wurden, die hier scheinbar sehr beliebt waren. Generell hatten wir das Gefühl, dass alles was mit Amerika zu tun gehabt hat, eher hip und modern war. Wir haben auch super oft Schilder, T-Shirts, etc. gesehen, die einen englischen Aufdruck hatten. Da Englisch hier ja nicht so zuverlässig gesprochen wird, haben manche Aufdrucke und Schilder für den ein oder anderen Lacher gesorgt. Besonders wenn Läden beworben haben, dass sie “1% Premium”- Ware haben oder “gut genug” sind. Tatsächlich haben wir auch den ein oder anderen deutschen Aufdruck auf T-shirts gefunden! Wir haben ein ein Kleid mit dem Aufdruck “Olivenöl” gesehen oder eine blonde Pippi Langstrumpf, die aber scheinbar aus Deutschland und nicht aus Schweden zu kommen scheint.

Wie dem auch sei, in unserer Zeit in Seoul haben wir einige Viertel erforscht, hier ein paar Viertel mit Highlights, die uns besonders gut gefallen haben:

Songpa-Gu

Unsere ersten Tage in Korea haben wir hier verbracht. Ein gemütliches Viertel, das bekannt dafür ist, eine gute Wohngegend zu sein, weil es leicht abgeschieden ist, alle wichtigen Gebiete aber sehr gut erreichbar sind. Fast egal wo man in diesem Viertel ist, kann man den 555 Meter hohen Lotte World Tower sehen. Lotte ist eine Firma aus Südkorea, die unter anderem mit Supermärkten, Immobilien, Hotels, Fastfood-Ketten und unzähligen Malls ihre Fußabdrücke in großen teilen Asiens hinterlässt. Gerade in Südkorea kommt man kaum an einer Straße vorbei, in der kein Gebäude von Lotte steht. Das Headquarter dieser Firma befindet sich an der Grenze von Songpa-Gu zu Jamsil-Dong. Nachdem wir das XXL Headquarter und die umliegenden Malls angeschaut haben, war der Tag auch schon vorbei. Abends sind wir dann nur noch um den Seokchon Lake der sich neben den Malls befindet spaziert.

In Songpa befindet sich auch der Olympia-Park, der 1988 für die Sommerspiele errichtet wurde. Der Park ist wie eine grüne Oase, in der man dem Stadtleben für einen Tag entkommen kann. Hier gibt es Wanderwege die an Gärten, Teiche und Skulpturen vorbeiführen. Hier waren wir allerdings erst am Ende unserer Zeit in Seoul.

Gangnam-Gu

Das vielleicht berühmteste Viertel in Seoul, das man von dem Song “Gangnam Style” von PSY kennt. Das Video zu diesem K-Pop-Song wurde 2012 zum am meisten gelikten in der bisherigen YouTube-Geschichte. Geehrt wurde PSY mit einer riesigen goldenen Statue, seiner Hände. Neben der Statue läuft sein Song in einer permanenten Dauerschleife. Der Song ist eine Parodie auf den verschwenderischen Lebensstil der Menschen im Seoul-Bezirk Gangnam, haben wir herausgefunden.

Und genau das findet man in diesem Viertel. Hohe Wolkenkratzer, dicke Autos, schicke Restaurants, Schönheitskliniken und überall Luxus-Brands. In dem Viertel waren wir Stunden über Stunden spazieren und haben uns nicht sattgesehen. Überall sieht man besondere Architektur, beeindruckende Gebäude und bunte Lichter. Dazwischen findet man immer wieder Seitenstraßen mit vielen kleinen Geschäften und Cafés, die einen Kontrast zu dem Hochglanz bilden. Eine Mischung aus super beeindruckend und gemütlich. Bei Nacht durch das Viertel zu laufen war unser absolutes Highlight. Eine super interessante Gegend, die alles zu bieten hatte und mit den vielen Neonlichtern genau so war, wie wir uns Seoul vorgestellt hatten.

Ähnlich wie beim Olympia-Park in Jung-Gu findet man in Gangnam ebenfalls eine Entspannungsoase. Den Bongeunsa-Tempel. Ein buddhistischer Tempel in dem man eine 23 Meter hohe Buddha-Statue, neben unzähligen kleinen Buddha-Statuen anschauen kann. im ganzen Tempel hingen überall Lampions in unterschiedlichen Farben. Der Tempel dient als Ort der Ruhe und Besinnlichkeit und lädt zum meditieren ein.

Hongdae

In diesem Viertel befindet sich die “Hongik Daehakgyo”-Universität. Generell findet man hier viele Jugendliche und Studenten. In den Straßen gibt es eine fast schon endlose Auswahl an Bars, Pubs und Clubs. Wenn man Vintage-Shoppen will, ist man hier auch genau richtig. Gefühlt ist jeder zweite Laden ist ein Second-Hand-Shop.

Wären wir abends nicht so ausgepowert von den vielen Erkundungen gewesen, hätten wir die Bars sicherlich auch mal genauer unter die Lupe genommen.

Jung-Gu 

Nach unserer Ankunft und den ersten Nächten im Viertel “Songpa-Gu” sind wir nach Jung-Gu gezogen. Das Viertel ist sehr gut gelegen und hat viele Sehenswürdigkeiten in Reichweite. Außerdem liegt es fußläufig an anderen Vierteln (z.B. Dongdaemun-Gu) für die wir uns interessiert haben. Außerdem hatten wir zwei Metro-Stationen und eine Bushaltestelle direkt vor der Tür, was absolut notwendig ist, um in Seoul voran zu kommen.

In ganz Seoul verteilt gibt es Hanok Villages. Das sind traditionelle Dörfer wo man sich anschauen kann wie die Leute früher in Korea gelebt haben. Wir haben uns das Namsangol Village in Jung-Gu angeschaut. Das Dorf liegt mitten in der Stadt aber sobald man reingeht ist man in einer anderen Welt und kann sich richtig vorstellen wie das Leben damals gewesen sein muss. Wir waren am Feiertag dort deshalb gab es viele Sonderaktivitäten und kleine Workshops. Das Dorf hat uns sehr gut gefallen, es lohnt sich auf jeden Fall ein Hanok Village mit auf die Liste zu nehmen wenn man in Korea ist.

Hinter dem Namsangol Village ist der Namsan Park, durch den wir eine kleine Wanderung gemacht haben. Die Strecke endet oben auf dem Berg am Fuße des N-Seoul Tower. Dem Wahrzeichen der Stadt. Was für Paris der Eiffelturm ist, ist für Seoul dieser Turm. 

Man kann zwar mit der Seilbahn hoch- und wieder runterfahren, wir hatten uns aber eine etwas längere Wanderroute rausgesucht. Wir hatten Lust mal wieder ein bisschen Wald und Grün zu sehen als Abwechslung zur Großstadt mit den vielen Hochhäusern. Unser Datenvolumen war leider aufgebraucht, so mussten wir uns irgendwann an die Wegweiser halten und die haben uns letztendlich doch über die etwas bekanntere aber kürzere Strecke geführt. Hier geht es nicht durch den Wald sondern durch den Park, ziemlich viele Treppen bis nach oben. Hat uns kurz an die Stuttgarter Stäffele erinnert. Ein bisschen Heimatfeeling in Korea. Oben angekommen gibt es eine kleine Mall, Restaurants und Convenience Stores und eine beeindruckende Aussicht über die Stadt.

Der Turm ist abends beleuchtet. Die Farbe des Lichts ist aber nicht zufällig gewählt. Leuchtet er gelb oder rot wird die Feinstaubbelastung am nächsten recht hoch und man sollte lieber eine Maske tragen, leuchtet er blau oder grün ist alles in Ordnung. 

Bei uns hat er gelb geleuchtet und tatsächlich konnte man von dort oben sehen wie versmogt die Stadt an dem Tag war. Teilweise konnte man viele Gebäude nur erahnen weil sie hinter einem grauen Schleier fast verschwunden sind. 

Dongdaemun-Gu

Das Dongdaemun Design Plaza war ganz in der Nähe unserer Jung-Gu-Unterkunft gelegen. Das ganze Gebäude ist silber verkleidet und architektonisch richtig beeindruckend. Schon von außen ist das ganze Gelände ein Highlight, wer noch mehr will: Innen befindet sich ein Museum.
Am letzten Mittwoch im Monat ist in Korea Culture Day, dann gibt es freien oder vergünstigten Eintritt zu vielen Museen oder Kulturstätten. Wir haben das genutzt und uns eine mega coole Ausstellung hier angesehen. Es hat sich alles um das Thema Licht gedreht. Installationen von Künstlern aus der ganzen Welt haben Licht auf ihre eigene Weise interpretiert. 

Sonst gab es in hier noch den Dongmyo-Flohmarkt über den wir geschlendert sind. Hier hat man allerlei Sachen gefunden (die wir wegen begrenztem Gepäck natürlich leider nicht mitnehmen konnten).

Tatsächlich haben wir aus Seoul dann aber doch ein Souvenir mitgenommen. In einem Nike Store haben wir zufällig entdeckt, dass man sich Sweater, Shirts und Caps individuell designen kann. 

Nike bietet das Programm „Nike by You“ weltweit bisher nur in Seoul an. Also haben wir uns beide einen Pulli designed. Man wählt zuerst das Kleidungsstück aus und kann dann aus ganz vielen verschiedenen Prints und Patches wählen. Wenn dann alles platziert und fixiert ist wird von den Mitarbeitern alles aufgebracht. Et voilá: Fertig sind die Einzelstücke. Der ganze Prozess hat mega Spaß gemacht und jetzt haben wir ein einzigartiges Andenken an die Zeit. 

Seoul hat uns richtig gut gefallen, es gibt so viel zu entdecken, so viele verschiedene Dinge zu sehen und die Viertel sind alle auf ihre Weise echt cool und haben viel zu bieten. Trotz 14 Tagen Hardcore-Erkundungen haben wir jedoch längst nicht alles gesehen und doch mehr als wir in einem Beitrag detailliert beschreiben könnten. Am liebsten hätten wir noch weitere Tage rangehängt, um mehr zu sehen. Da wir aber auch noch andere Gegenden von Korea sehen wollten, haben wir beschlossen weiterziehen. 

So toll wir es in Seoul auch fanden, es war schwer hier Anschluss zu finden, da die Sprachbarriere einfach echt hoch ist. Auf Dauer wäre es für uns sicher einsam geworden.

Nach 2 Wochen Seoul geht es jetzt also nach Tongyeong, eine kleine Hafenstadt im Süden des Landes wo wir ein paar ruhigere Tage mit ganz viel Seafood verbringen werden. 

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