Couple of tourists: UBUD

Von Gili Air ging’s mit dem Boot nach Bali. Wir konnten einen der Berge Balis, den Mount Agung, von Gili aus zwar schon sehen aber mit dem Schnellboot lag trotzdem noch eine Strecke von 1,5 Stunden vor uns. Unser Boot hatte eine knappe dreiviertel Stunde Verspätung, weil das Meer unruhig sein soll, wurde uns gesagt. Da wir auf Gili strahlenden Sonnenschein und wenig Wind hatten, waren wir eigentlich guter Dinge, der Verkäufer am Ticketschalter sollte aber Recht behalten. Nach etwa 20 Minuten Fahrt wurde das Meer sehr wild und unruhig. Wir haben die Minuten gezählt, bis wir wieder an Land sind und haben uns gedanklich schon die schnellste Route zum Mülleimer zurechtgelegt, falls der Magen doch nicht die ganze Strecke mitmacht.


Wir sind noch nicht mal aus dem Boot gestiegen, da wurden wir schon von einer Horde lautstark werbender Taxifahrer vom Steg aus begrüßt. Wir hatten unseren Transfer aber schon vorab gebucht – wir mussten nur unseren Fahrer finden. Nach kurzer Suche war die Begrüßung auch hier weniger herzlich und gelassen, als wir es aus den bisherigen Teilen Indonesiens gewohnt waren. Erstmal versuchte man uns eine „schnellere“ Fahrt zu verkaufen, die fast so viel kosten sollte, wie die gesamte Überfahrt inkl. Transfer. Verkaufsargument war, dass unsere gebuchte Fahrt wegen einem Umweg über 3 Stunden dauern sollte. Wir haben uns nicht drauf eingelassen und letztendlich waren wir trotzdem wie geplant nach einer Stunde am Ziel. Auf Bali scheint in Bezug auf Tourismus und Touristenfallen ein anderer Wind zu wehen.

Als wir vor der Fahrt noch einen kurzen Toilettenstopp einlegen wollten, war unser Fahrer schon ziemlich verärgert. Seine Laune kippte vollständig, als unsere Mitfahrer die Adresse ihres Hotels genannt haben, damit er sie dort absetzen kann. Er hatte keine Lust die Strecke zu fahren und hat sich geweigert – auch wenn das alles in der Buchung inklusive war. Die Diskussion ist so eskaliert, dass wir zwischenzeitlich kurz dachten wir werden allesamt irgendwo im Nirgendwo rausgeschmissen. Nach knapp 1,5 Stunden waren wir dann aber sicher in Ubud angekommen.

Obwohl Bali nur einen Steinwurf von Lombok entfernt ist, fühlt man sich wie in einem anderen Land. Während der Großteil von Indonesien muslimisch ist, hat Bali seine Wurzeln im Hinduismus. Das merkt man sofort an der Architektur; Die Gebäude haben ein anderes Design und man sieht überall Tempel in den Straßen. Überall am Straßenrand sind “Canang Sari”, kleine Opfergaben für die Götter, zu finden. Wo auf Lombok noch kleine Werkstätten zu sehen waren in denen Spitzen für die Moscheen gefertigt wurden, werden auf Bali Statuen und Zierelemente für die hinduistischen Tempel verkauft. Insgesamt hat die Insel auf uns auch etwas grüner gewirkt als Lombok. Die Infrastruktur (Straßen, Ampeln, Gehwege, etc.) war besser ausgebaut und überall hat man westliche Einflüsse entdeckt, z.B. schicke Optiker, Second Hand Shops und Lieferservices. Sogar die Straßenhunde sahen ganz anders aus.


Holpriger Start in Ubud

Schon vor unserer Ankunft auf Bali hatten wir das Gefühl, dass die Insel vielleicht nicht ganz unser Ding sein wird. Auf Lombok hatten wir schon einiges (nicht so positives) von anderen Reisenden gehört und auf Instagram kommt man auch nicht an den „Expectation vs. Reality“-Videos vorbei. Wir wollten uns das aber mal live anschauen und uns selbst ein Bild vom Bali-Hype machen. Ganz Bali wäre zu groß gewesen, wir haben uns für Ubud im Landesinneren entschieden – ein kultureller Hotspot.

Unser Bauchgefühl wurde bestätigt. Ubud war sehr überlaufen, hatte viel Verkehr und wenig ursprüngliche Kultur. Interessante Aktivitäten und Restaurants waren über Wochen ausgebucht, daher war spontanes Reisen nicht so wirklich möglich. Zu allen Sehenswürdigkeiten rund um Ubud werden Touren angeboten. Massen an Menschen machen die gleichen Touren, werden aber über unterschiedliche Tourenanbieter an die selben Orte verfrachtet.

Durch den Massentourismus ist die Stadt stark gewachsen und besteht größtenteils aus Souvenirläden und Restaurants. Von dem kulturellen Zentrum Balis haben wir in unserer zugegeben kurzen Zeit nicht viel mitbekommen. Sicherlich gibt es noch viele ruhigere Ecken auf Bali und auch rund um Ubud. Da wir aber nur ein paar Tage hatten, waren größeren Fahrten in solche Gegenden für uns einfach zu weit.

Trotz etwas holprigem Start haben wir die Tage in Ubud schön verbracht und uns eine gute Zeit gemacht. Wir hatten schnell unsere daily routine gefunden. Cedric ist morgens immer ins Boxtraining gegangen, Lara hat in der Zeit ihr geliebtes Trash-TV geschaut (Shoutout an Cyber Ghost VPN durch den das endlich läuft) oder Home-Workouts gemacht danach ging es gemeinsam ‘ne Runde in den Pool und dann wurde gefrühstückt. Zum Frühstück gab es hauptsächlich Obstteller mit Melone, Ananas, Banane – wir haben aber auch ein paar für uns neue Früchte ausprobiert, z.B. Mangostane oder Schlangenfrucht.


Wir sind oft durch die Stadt spaziert, waren bei Massagen, in Restaurants und haben die Tage gemütlich verbracht. Auf Touren hatten wir keine Lust. In unserer Unterkunft hatten wir eine Küche und haben abends oft indonesisch gekocht (Unser Kochkurs hat sich jetzt schon gelohnt!). Es tat wirklich gut mal wieder selbst zu kochen. Und für knapp unter 1-2 Euro kriegt man schone eine XL Portion Mi Goreng für uns beide hin!


WTF is gamelan?!

Einen Tag haben wir einen Musik-Kurs gebucht und mehr über das traditionelle balinesische Gamelan gelernt. Gamelan ist der Begriff für ein traditionelles Orchester, dass aus mehreren verschiedenen Instrumenten besteht. Wir haben in unserem Kurs eins davon kennengelernt. Gamelan wird traditionell im Tempel gespielt. Dabei gibt es für verschiedene Anlässe (z.B. Hochzeiten, Beerdigungen, besondere Festtage) unterschiedlich große Orchester.

Die Orchester bestehen aus mindestens 4 Personen, können aber auch aus bis zu 100 Leuten bestehen. Jedes Dorf auf Bali hat ein eigenes Gamelan-Orchester, jedes Instrument ist ein bisschen anders gestimmt dadurch klingen die Orchester alle ein bisschen anders und es entsteht der charakteristische Klang der für uns Europäer im ersten Moment ein bisschen fremd klingt.

Die Besonderheit am Gamelan ist, dass nicht nach Noten gespielt wird und es auch keine vorgegebenen Takte gibt, wie wir das kennen. Es gibt einen „Chef“ der die Geschwindigkeit vorgibt an der sich die anderen orientieren. Im Vorfeld wird viel zusammen geübt und dann wird nach Gefühl gespielt. Uns wurde erklärt, dass es ums Herz und den „Spirit“ geht, von dem man sich führen lassen soll. Damit bekommt das Ganze fast schon einen meditativen Charakter.

Mit viel Konzentration konnten wir nach 2 Stunden Üben ein kurzes Lied gemeinsam spielen. Wir waren extrem stolz. Als unser Musiklehrer am Ende der Session aber ein Solo gespielt hat, war uns klar, dass noch ordentlich Luft nach oben ist. Was sich für uns schon schnell und kompliziert angefühlt hat war im Vergleich dazu ein Kinderlied (slowed version). Alles in allem hat es viel Spaß gemacht. Es war eine coole Erfahrung eine andere Art von Musik und Rhythmen kennenzulernen.


Magical Dinner

An unserem letzten Abend in Indonesien haben wir uns noch ein besonderes Dinner gegönnt. In Ubud gibt es das Restaurant „Merlin‘s“, bei dem sich alles um Zauberei dreht. Alles dort ist magisch, bis hin zur Serviette, die sich bei Kontakt mit Wasser entfaltet – jedes kleine Detail wurde bedacht. Die Besonderheit am Konzept: Man wählt nicht das Essen, sondern das Essen wählt dich. Man zieht pro Gang je eine Tarotkarte und bestimmt so sein Menü. Eine Karte steht dabei für die Vergangenheit, eine für die Gegenwart und eine für die Zukunft. Und wir haben die jeweils perfekten Karten für uns gezogen *it’s magic*. Sehr leckeres Essen, perfektes Ambiente – insgesamt ein richtig cooles Erlebnis und der perfekte Abschluss unserer Zeit in Indonesien.


Auf zum Flughafen – next stop: Vietnam!

Ciao Indonesien

In dem Monat, den wir in Indonesien verbracht haben, konnten wir nur einen Bruchteil des Landes erleben. Was wir bisher erlebet haben war ein richtig schönes, sehr vielfältiges Land mit super herzlichen Menschen. Viele sind leider sehr auf den Tourismus angewiesen und bauen alles drum herum weil sie das Geld brauchen und dadurch Jobs schaffen können. Dadurch geht an manchen Stellen ein bisschen Tradition und Kultur verloren.  

Was Indonesien auch ein Stück weit ausmacht ist die religiöse Vielfalt. Unterschiedliche Religionen existieren hier Seite an Seite und die verschiedenen Inseln haben teilweise wieder andere Glaubensrichtungen und Traditionen.

Auch das Gemeinschaftsgefühl hat uns gut gefallen. Vor fast jedem Haus sieht man eine Art Pavillon auf Stelzen – einen Brugak. Hier trifft man sich mit Freunden und Familien, isst zusammen oder hält ein Schläfchen. Unser Guide auf der Wanderung hat uns erzählt, dass er sich täglich darauf freut dort mit seinen Freunden Kaffee zu trinken. Es war richtig schön zu sehen, wie sehr sich die Menschen dort andere Prioritäten setzen, sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen und damit ziemlich glücklich sind.

Abends liegt oft der Geruch von Feuer in der Luft, da die Indonesier gerne vor ihren Häusern grillen oder Laub verbrennen. Dabei sieht man immer wieder, dass das Feuer oder der Grill mit Ventilator angeheizt werden.

Die Amtssprache Indonesiens ist “Bahasa Indonesia”. Auch wenn viele Inseln ihre eigenen Sprachen und Dialekte haben, ist Bahasa die verbindende Landessprache. Einige Worte hatten für uns Ähnlichkeit mit deutschen Wörtern, ein Überbleibsel aus der Zeit, als Indonesien eine niederländische Kolonie war.

Im Laufe unserer Reise haben wir sogar ein paar Worte und Phrasen gelernt:

Halo = Hallo

Apotek = Apotheke

Halte bus = Bushaltestelle

Hati Hati = Sei vorsichtig/Achtung

Hati = Herz

Terima kasih = Danke

Sama sama = Gern geschehen

Selamat datang = Willkommen 

Siapa namamu = Wie heißt du?

Air = Wasser

Dilarang = Verboten

Jalan = Straße

Ayam = Huhn

Selbst in 3 oder 4 Monaten hätte man noch nicht alles in Indonesien gesehen, dafür ist das Land einfach zu groß und vielfältig. Die 4 Wochen waren für uns aber ein schöner erster Einblick und eine richtig gute Zeit – Terima Kasih Indonesia!

2 thoughts on “Couple of tourists: UBUD”

  1. Sehr coole Sache mit dem magischen Essen, der Musik ohne Takte und dass ihr trotz dem abstrusen Handel mit den Einheimischen euer Ding gemacht habt und euch nicht entmutigen lasst.
    Ganz herzliche Grüße aus San Teodoro – Sardinien.
    Wir fliegen diesen Sonntag wieder nach good old Germany.
    LG, Conni

  2. Da muss ich Conni direkt recht geben: Klingt richtig gut mit dem magischen Restaurant, sehr cooles Konzept, das sicherlich auch in Deutschland gut funktionieren würde – falls ihr nach einer neuer Beschäftigung nach eurem “Come back” sucht 😁.
    Die neugierde zur Musik Gamelan hat mich ebenfalls gepackt und ich musste direkt mal bei Spotify rein hören. Wie ihr schon sagt, etwas “ungewöhnlich” für unser Gehör 😃.

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